Schadstoffe in der Antarktis

Der Schein trügt – auch im reinen Weiß der Polarlandschaft lassen sich bereits viele Schadstoffe nachweisen.zum Vergrößern anklicken
Auch im reinen Weiß der Polarlandschaft lassen sich bereits viele Schadstoffe nachweisen.
Quelle: Rita Fabris / UBA

Schadstoffe können lange in der Umwelt verweilen und über lange Strecken transportiert werden. Sogar in entlegenen Regionen wie der Antarktis wurden sie schon nachgewiesen. Dort können sie sich entlang der Nahrungskette anreichern und schädliche Auswirkungen in den Umweltorganismen hervorrufen. Dadurch stellen sie ein Risiko für die sensiblen Ökosysteme der Antarktis dar.

Inhaltsverzeichnis

Die Polargebiete sind durch ihre regionale Abgeschiedenheit sowohl zu anderen Ökosystemen als auch zu industriellen Einflüssen ideale Forschungsgebiete für das Umweltverhalten und den Nachweis von Chemikalien. Aufgrund dieser Abgeschiedenheit aber auch durch ihre klimatischen Besonderheiten wurden die Polargebiete in der Vergangenheit oft als durch Schadstoffe unberührtes Gebiet angesehen. Der 1966 erstmals erbrachte Nachweis von ⁠DDT⁠-verwandten Verbindungen in antarktischen Pinguinen war jedoch ein deutlicher Hinweis auf die globalen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten.

 

Schadstoffbelastung in der Antarktis

Seitdem finden Studien zur Schadstoffbelastung in der Antarktis immer mehr Beachtung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Dies gilt insbesondere für Schadstoffe, die in der Umwelt persistieren, d.h. verweilen, und über weite Strecken in die Polargebiete transportiert werden können. Diese persistenten organischen Schadstoffe (POPs) sind im Stockholmer Übereinkommen aufgeführt, das von den meisten Antarktis-Vertragsparteien unterzeichnet wurde. Während jedoch in der Arktis das Vorkommen von Schadstoffen durch viele Studien belegt ist, existieren für die Antarktis bisher nur wenige Studien. Die bisherigen Ergebnisse zeigen jedoch, dass Schadstoffe sowohl durch Ferntransport als auch durch direkte menschliche Aktivitäten wie z.B. die Forschung an antarktischen Stationen in die antarktischen Ökosysteme eingetragen werden können. Persistente Schadstoffe wie per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (⁠PFAS⁠) wurden bereits in Gewässern, Schnee und Eis der Antarktis nachgewiesen. Studien berichten auch über deren Anreicherung entlang der antarktischen Nahrungsketten bis hin zu Fischen, Riesensturmvögeln und Pinguinen. Diese Schadstoffe erfordern daher eine genaue Beobachtung in den Ökosystemen der Polargebiete.

 

Auch der Klimawandel spielt eine Rolle

Eine zusätzliche Frage ist, inwieweit der Klimawandel durch steigende Temperaturen die Schadstoffbelastung in der Antarktis beeinflusst. Erste Untersuchungen zeigen, dass das Schmelzen von Schnee und Eis aufgrund des Klimawandels zur Freisetzung von Schadstoffen führen kann. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass über lange Zeiträume eingefrorene Schadstoffe wie z.B. bereits regulierter POPs wieder freigesetzt werden und es damit zu einer zusätzlichen Schadstoffbelastung kommen kann.

 

Maßnahmen zum Schutz der Polargebiete

Effektive und proaktive Maßnahmen sind für die Polargebiete gefordert, um das Risiko der Schadstoffbelastung auf die fragilen Ökosysteme der Antarktis zu senken. Die Herausforderung besteht darin, das Risiko persistenter Schadstoffe in Zusammenhang mit weiteren Stressoren, wie den steigenden Temperaturen an den Polen durch den ⁠Klimawandel⁠, zu minimieren. Wegen der weltweiten Verbreitung sollten umweltrelevante ⁠PFAS⁠ über das ⁠Stockholmer Übereinkommen⁠ und den strategischen Ansatz eines internationalen Chemikalienmanagements global reguliert werden. Zur Beurteilung des Ausmaßes der Belastung an den Polen sollten Schadstoffe in strukturierte Monitoringprogramme aufgenommen werden. Auch die Entwicklung umweltfreundlicher Ersatzstoffe ist ein notwendiger Schritt. Neben diesen Maßnahmen auf globaler Ebene sollten bestehende nationale und regionale Regelwerke um die Parameter `Ferntransport über Meeres- und atmosphärische Strömungen` erweitert werden. Um die Polargebiete vor Schadstoffen zu schützen, hat beispielsweise Kanada die Aufnahme von atmosphärischem Ferntransport bereits in das nationale ⁠Persistenz⁠- und Bioakkumulationsregelwerk von Chemikalien integriert

 

Workshop „Act now – Legacy and Emerging Contaminants in Polar Regions”

Am 25. und 26. Januar 2022 fand der gemeinsam vom Umweltbundesamt und dem Helmholtz-Zentrum Hereon veranstaltete Online-Workshop “Act now – Legacy and Emerging Contaminants in Polar Regions“ statt. Zahlreiche internationale Expert*innen aus Forschung, Umweltprobenbanken und Umweltbehörden sowie Vertreter*innen der Europäischen Kommission, des Arktischen Rats, des ⁠Stockholmer Übereinkommens⁠ und der Antarktisvertragsstaaten nahmen daran teil.

Ziel des Workshops war es, Empfehlungen zu erarbeiten, um die Forschung und das ⁠Monitoring⁠ zum Thema Schadstoffbelastung in den Polargebieten voranzubringen, die Zusammenarbeit sowie den Datenaustauschs dazu zu verbessern und die Umweltpolitik sowie das Chemikalienmanagement mit effektiven und zuverlässigen Daten zu versorgen.

Der Bericht zum Workshop mit den Empfehlungen, Zusammenfassungen der Vorträge und Berichten der Arbeitsgruppen kann hier heruntergeladen werden.