Risiko für vernetzte Geräte: Software-Obsoleszenz

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Software beeinflusst maßgeblich, wie gut und lang vernetzte Produkte nutzbar sind.

Quelle: stockbusters / stock.adobe.com

Ob es der Saugroboter, der smarte Lautsprecher oder die Geräte sind, die Licht und Heizung steuern, sie alle sind mit dem Internet verbunden und werden von Software gesteuert. Damit erhöht sich das Risiko, dass Software die Nutzungsdauer der Produkte reduziert und somit zu mehr Elektronikschrott und höherem Ressourcenverbrauch beiträgt.

Inhaltsverzeichnis

 

Software kann intakte Geräte schneller unbrauchbar machen

Immer mehr Haushalts- und Unterhaltungsgeräte sind mit dem Internet verbunden und werden durch Software gesteuert. Damit erhalten diese Geräte zusätzliche Funktionen, die die Hausarbeit unterstützen oder den Komfort erhöhen. So kann etwa Licht und Heizung ferngesteuert werden, der Fernseher neben dem linearen Programm auch Streaming anbieten und der Staubsauger selbständig die Wohnung reinigen. All diese Geräte haben eins gemeinsam, sie werden von Software gesteuert. Die Software hat großen Einfluss darauf, wie komfortabel und auch wie lange vernetzte Produkte genutzt werden können.

Wenn Software maßgeblich dazu beiträgt, dass eigentlich technisch intakte Geräte nicht mehr nutzbar sind, spricht die Wissenschaft von Software-Obsoleszenz. Das Kernproblem dabei ist, dass softwareabhängige Produkte permanenten Änderungen unterworfen sind, wie Fehlerbeseitigung oder Sicherheits- und Funktionsupdates. Ein weiteres Obsoleszenzrisiko besteht darin, dass Hersteller von vernetzten Produkten nicht in jedem Fall alle notwendigen Funktionalitäten des Produktes zur Verfügung stellen. Insbesondere dann nicht, wenn die Funktionsfähigkeit von einem Cloud-Service abhängt, beispielsweise eine Überwachungskamera, die die Videos auf einen Cloudspeicher überträgt. Ein Obsoleszenzrisiko besteht auch, wenn das vernetzte Produkte von einem anderen Produkt gesteuert wird, beispielsweise, wenn das Heizungsthermostat ausschließlich über ein Smartphone gesteuert wird. Die hierfür erforderliche Verbindung mit dem Internet oder anderen Geräten liegen nicht im Einflussbereich des Herstellers oder Inverkehrbringers der Produkte, sondern werden von unterschiedlichen Akteuren kontrolliert, wie Plattformbetreiber (wie App-Store) und anderen Dritten in der Softwarelieferkette wie Bereitsteller von Firmware für Chipsets oder Betriebssysteme. Diese Akteure*innen haben eine sehr marktbeherrschende Stellung.

Mangelnde Interoperabilität (funktionelles Zusammenwirken unterschiedlicher Systeme) und Kompatibilität, insbesondere zwischen verschiedenen Produktgenerationen und Standards, bilden ein besonders hohes Risiko für softwarebedingte Obsoleszenz von Hardware. Das bedeutet für Nutzer*innen, dass Nutzungskomfort und -dauer des erworbenen Produkts unabhängig des eigenen Einflusses beschränkt werden können.

 

Wichtige Mindestanforderungen für vernetzte Geräte

Die softwarebedingte Obsoleszenz ist also nicht durch technisch-physikalische Defekte begründet, sondern geht auf organisatorische und wirtschaftliche Ursachen zurück, die überwiegend regulatorisch eingedämmt werden können. Mit der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit und der Forderung der Zivilgesellschaft nach mehr Haltbarkeit und längeren Produktlebensdauern von technischen Geräten - zugunsten Ressourcen- und Energieeinsparungen - ist das Thema der softwarebedingten Obsoleszenz auf die politische Agenda gekommen. Die nachfolgenden Empfehlungen richten sich an die nationale und europäische Gesetzgebung.

Die Mindestanforderungen für den Marktzugang umfassen:

  1. die Möglichkeit zum Betrieb der Geräte ohne externe Abhängigkeiten,
  2. die Bereitstellung von sicherheitsrelevanten Software-Updates über einen Mindestzeitraum von 10 Jahren,
  3. die Gewährleistung einer Mindestnutzungsdauer von typischerweise 10 Jahren,
  4. das Verbot von softwareseitigem Verhindern von Reparatur und Betrieb,
  5. Anforderungen an die Kompatibilität und Interoperabilität von Produktsystemen,
  6. Anforderungen an externe Dienstleistungen zur Aufrechterhaltung ihrer Dienste für mindestens 10 Jahre sowie
  7. Anforderungen an Verkaufs- und Vertriebspattformen von Software/Apps zur Aufrechterhaltung des Supports für mindestens 10 Jahre.

     

Die Transparenzmaßnahmen zur Förderung des Wettbewerbs werden gewährleistet durch: Öko-Innovationen werden gefördert durch:

  1. verpflichtende Nennung der Abhängigkeiten von softwarebetriebenen Produkten,
  2. verpflichtende Angabe des garantierten Supportzeitraums und daraus resultierende Rechtsansprüche,
  3. Kennzeichnung von Produkten zu ihrer Reparierbarkeit sowie
  4. verpflichtende Nennung der übertragenen Datenmengen und Art der Übertragungsinhalte

Öko-Innovationen werden gefördert durch:

  1. eine verpflichtende umweltverträgliche öffentliche Beschaffung und
  2. die Förderung und Lehre nachhaltiger Softwareentwicklung.
 

So lassen sich Risiken für Verbraucher*innen minimieren

Beim Kauf von vernetzten Produkten entscheiden sich Verbraucher*innen überwiegend anhand der unmittelbaren Kosten. Sorgfältig entwickelte Produkte mit geringerem Obsoleszenzrisiko und längerer Haltbarkeit sind häufig mit höheren Anschaffungskosten verbunden. Auf der anderen Seite reduziert eine längere Nutzungsdauer die wirtschaftlichen Belastungen für die Verbrauch*innen solcher Produkte. Die Produktinformationen für die Berechnung der Lebenszykluskosten sind jedoch unzureichend vorhanden. Außerdem erkennen Verbraucher*innen die Risiken nicht, die eine kurze Nutzung mit sich bringt. Einige dieser Risiken und wie Verbraucher*innen diese reduzieren können, werden nachstehend aufgeführt:

Um zu verhindern, dass Computerviren in das private Netzwerk eindringen, müssen vernetzte Produkte durch Sicherheitsupdates geschützt werden. Beim Kauf sollen folgende Aspekte beachtet werden:

  • Verrichtet das vernetzte Produkt seine Hauptfunktion – wie das Staubsaugen - nur, wenn eine bestehende Verbindung mit dem Heimnetz beziehungsweise Internet vorhanden ist, dann ist darauf zu achten, dass der Hersteller aktuelle Sicherheitsupdates für einen ausreichend langen Zeitraum zur Verfügung stellt.
  • Sind Sicherheitsupdates vom Hersteller nicht oder nicht ausreichend lange garantiert, so sollte die Hauptfunktion eines Produktes auch ohne bestehende Verbindung zum Heimnetz bzw. Internet ausführbar sein.

Um zu verhindern, dass ein technisch funktionstüchtiges Produkt unbrauchbar wird, weil der notwendige Cloud-Service nicht mehr zur Verfügung steht, müssen folgende Informationen beim Kauf erfragt werden:

  • Greift ein vernetztes Produkt auf die Dienste eines Cloud-Services zurück, dann ist darauf zu achten, dass ein garantierter Cloud-Service ausreichend lange zur Verfügung steht
  • Werden Daten nicht im Heimnetzt, sondern auf einer Cloud-Plattform gespeichert – wie die Videos einer Überwachungskamera – dann sollte beim Kauf nachgefragt werden, welche Daten gespeichert, für welchen Zweck sie verarbeitet und wann sie gelöscht werden. Die Möglichkeit, die eigenen Daten selbständig zu löschen, sollte bestehen und regelmäßig getan werden, denn unnötige Datenspeicherung verbraucht Energie und beansprucht Ressourcen.

Um zu verhindern, dass nach dem Kauf weitere zusätzliche Produkte erworben werden müssen, sollte vor dem Kauf beim Hersteller oder Händler erfragt werden, welche zusätzliche Hardware (zum Beispiel Notwendigkeit eines Smartphones) und weitere Voraussetzungen notwendig sind, um den vollen Funktionsumfang nutzen zu können. Wir empfehlen, folgende Angaben nachzufragen: 

  • zusätzlich notwendige Hardware, unter Angabe des Betriebssystems, Software und dessen Version
  • erforderliche Bandbreite im Netzwerk
  • erforderliche externe Dienstleistung oder Cloud-Services beziehungsweise erforderliches Benutzerkonto
  • Nennung von Art und Umfang der übertragenden Daten, Zweck der externen Verarbeitung und Angaben zum Datenschutz.

Resümee: Vernetzte Geräte sind nützliche Helfer im Alltag, in der Freizeit und im Beruf. Trotz der offensichtlichen und individuellen Vorteile haben diese Produkte besondere Rohstoffbedürfnisse, nämlich nach seltenen Rohstoffen, und einen höheren Energiebedarf in der Herstellung. Es muss daher das gemeinsame Ziel sein, diese Produkte so lange wie möglich zu nutzen und nutzen zu können.

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